„Feiern und fliegen“ überschrieb der „Sonntagsblitz“ seinen Vorbericht zu unserem Flugplatzfest – und traf damit den Nagel auf den Kopf. Das Wetter war viel besser als erwartet, die Stimmung an beiden Tagen bombig, und viele, die bloß mal kurz vorbeischauen wollten, trafen Freunde und Bekannte, blieben sitzen, um Speis und Trank zu genießen – oder auch gleich die Gelegenheit zum Mitfliegen zu nutzen.
Das war natürlich die Hauptattraktion: einmal die Faszination des Fliegens selbst erleben, sich einem der erfahrenen Piloten anvertrauen und die Heimat von oben bestaunen. Ganz gleich ob im Segelflugzeug (mit F-Schlepp) oder Motorsegler, im Ultraleicht-Flugzeug oder im Hubschrauber. Manchen war es noch etwas flau im Magen, als sie im Cockpit Platz nahmen, aber kaum in der Luft, verwandelte sich das bange Gefühl in pure Begeisterung. „Mir wurde bisher schon im Riesenrad schwummrig“, sagte ein junger Mann, der sich zum Mitfliegen durchgerungen hatte, „aber das hier hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Es war auch viel schöner“. Eine Frau riss jubelnd die Arme hoch, nachdem sie aus dem Hubschrauber ausgestiegen war, „das ist die geilste Art des Fliegens. Am liebsten würde ich gleich wieder einsteigen“. Das ging aber nicht, denn die Nachfrage war hier wie bei den anderen Fluggeräten so groß, dass Besucher, die ein Ticket erwarben, Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. Alle nahmen es gelassen – sie wurden ja dann mit einem Flug belohnt. Außerdem sorgte ein Heer von Helfern aus FEN-Reihen dafür, dass die vielen Starts wie am Schnürchen abliefen.
Die Modellfluggruppe unseres Vereins präsentierte viele ihrer Fluggeräte und informierte die neugierigen Besucher über technische Details. Mittags begeisterte sie durch ihre imposante Flugshow. Die Zuschauer konnten hier erleben, welch aufregende Kunstflugfiguren geübte Piloten mit einem ferngesteuerten Flugzeug vollführen können.
Ganz Mutige wagten einen Kunstflug mit oder ohne Motor – und alle waren begeistert. Keiner, dem bei Kalles oder Rabbis Loopings, Rollen und Turns übel wurde. Auch wenn einige zugaben: „Ich wusste überhaupt nicht mehr, wo oben und unten ist. Aber Hauptsache, der Pilot wusste es“.
Zu diesen Mutigen gehörte am Samstag auch die Erlanger Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens, zuständig unter anderem für Umwelt, Gesundheit und Sport. Nachdem sie sich vom 1. Vorsitzenden Klaus Raeder durch die Hallen und auf den Turm hatte führen lassen, um zu sehen, was der Flugsportverein so alles zu bieten hat, meinte sie, wenn sie schon mitfliegen dürfe, dann doch bitte Kunstflug. Segel- oder Motorflugzeug? Nach kurzer Beratung fiel die Wahl auf Segelflug, das volle Programm. Also rein in die ASK 21, die Bürgermeisterin vorne, Rabbi hinten, festgeschnallt, und schon ging’s los. Nach der Landung sah man eine strahlende Politikerin: „Einfach super“. Sie war vorher noch nie auf dem Hetzleser Berg. Aber sie war nun beeindruckt von Platz und Verein und versprach, wieder zu kommen, und ihren Vater mitzubringen, der auch gerne mitfliegen möchte – und das mit stolzen 88 Jahren.
Tags darauf kam Dr. Hermann Ulm auf den Hetzles, der Forchheimer Landrat, in dessen Landkreis der Flugplatz liegt. Auch für ihn war es das erste Mal, auch er zeigte sich bei einer Führung beeindruckt von dem, was die inzwischen fusionierten Vereine aus Erlangen und Nürnberg dort oben auf die Beine stellten, und er hatte ein offenes Ohr für manches Problem. Beim Fliegen aber entschied er sich lieber für einen Motorflug mit der „Morane“ und Reiner am Steuerknüppel, um mal seinen Landkreis von oben zu betrachten und vor allem seinen Wohnort Kunreuth. Also ging es vom Hetzleser Berg zunächst Richtung Ebermannstadt und Streitberg, dann westwärts für ein paar Runden über Forchheim und schließlich in geringerer Höhe das Kreisen über Kunreuth. Sein Wohnhaus hat Ulm jedenfalls entdeckt.
Nach der Landung musste er leider gleich wieder weiter. Und so verpasste er – wie übrigens auch Lender-Cassens – einen wichtigen Teil des Programms – das Feiern. Alle anderen Besucherinnen und Besucher hatten mehr davon. Viele hatten zuvor ebenfalls die Gelegenheit genutzt, sich in den Hallen verschiedene Segelflug-Modelle anzuschauen, außerdem die Seilwinde, die an diesem Tag nicht gebraucht wurde, und den Turm, wo sie nicht nur einen Überblick über das Gelände bekamen, sondern auch einen Einblick in die verantwortungsvolle Aufgabe der Flugleiter.
Natürlich interessierten sie sich auch für eine weitere besondere Attraktion: Das rein elektrisch angetriebene Flugzeug „Magnus eFusion“, das hier erstmals einem größeren einheimischen Publikum gezeigt wurde. Entwickelt hat es Siemens gemeinsam mit der ungarischen Flugzeugbau-Firma Magnus, und maßgeblich beteiligt war und ist FEN-Mitglied Frank Anton, der, wie er sagt, sein Hobby zum Beruf machen konnte: die Entwicklung von elektrischen Flugzeug-Antrieben. Denen gehört seiner Überzeugung nach die Zukunft, zunächst zumindest im Bereich der kleineren Flugzeuge, etwa für die Schulung, und dann auch als hybrid-elektrischer Antrieb für (kleinere) Passagierflugzeuge. Rein mit Batterie betrieben sei die Reichweite zu gering.
Gleich neben diesem „Meilenstein der elektrischen Luftfahrt“ (Anton) lockte der gemütliche Teil: Essen und Trinken auf dem Vorfeld und in Halle 1. Auch hier gebührt den vielen Helferinnen und Helfern ein dickes Lob, die Speisen und Getränke ausgaben, die grillten, Geschirr und Gläser spülten und ständig aufräumten. Und den vielen Mitgliedern und Angehörigen, die Kuchen gebacken und gespendet hatten. So musste niemand lange Schlange stehen, alles war frisch zubereitet und – natürlich – sehr lecker. So kam doch so eine Art Kirchweihstimmung auf.
Das war freilich besonders am Samstagabend der Fall, als die „Schleppschlampen“ vom Flugplatz Lauf aufspielten und die Stimmung anheizten, und als bei Einbruch der Dunkelheit das Feuerwerk mit genau abgestimmter Musik alle Erwartungen übertraf. Danach ging es in der Halle weiter – bis lange nach Mitternacht.
Am nächsten Tag waren alle wieder mehr oder weniger topfit. Das mussten sie auch sein, denn da strömten erneut hunderte auf den Hetzleser Berg, fanden Dank der Einweiser von der Feuerwehr Ermreuth einen Parkplatz und konnten dann feiern und fliegen. Als das zu Ende war, mussten die Helfer noch einmal ihre Kräfte mobilisieren: Nach dem großen Fest kam das große Aufräumen. Und Klaus Raeder konnte zufrieden feststellen: „Ihr alle habt einen Superjob gemacht.“
Herbert Fuehr
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