Für Mittwoch, den 9. Mai waren die Vorhersagen verschiedenster Wettermodelle sehr gut. Mittwochs fliegen? Ja! Da Simon und ich langsam aber sicher auf der Zielgeraden unser schulischen Laufbahn angekommen sind, profitieren wir aus „entzerrten“ Unterrichtszeiten und schulfreien Tagen. Obwohl wir anfangs Schwierigkeiten hatten, genug Personal für einen Flugbetrieb zu organisieren, erbarmten sich Klaus, Barny und Rabbi zu helfen und uns somit das Fliegen an diesem Tag zu ermöglichen. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!

Fliegen im Team

Der Deutsche Wetterdienst prognostizierte für Mittelfranken gute Steigwerte (bis zu 3 m/s) und eine Arbeitshöhe von bis zu 2500 m AMSL. Auch andere Gebiete wie die Fränkische- und Schwäbische Alb waren ähnlich gut oder teilweise noch besser vorhergesagt. Bereits um halb neun war ich an diesem Tag auf dem Flugplatz, um mit den Startvorbereitungen zu beginnen.
Der grobe Plan war es, die Kontrollzone von Nürnberg zu umrunden und somit eine Strecke von 400 km zu erfliegen. Bereits am Vorabend entschieden Simon und ich von der 18 Meter-Klasse des Vereins Gebrauch zu machen. Gesagt getan – Simon flog die Ls8 (D-5808) und ich unseren Discus 2cT (D-KFCN). Um einen engen Teamflug durchzuführen, ist es hilfreich, wenn beide Flugzeuge des Teams über ähnliche Flugeigenschaften verfügen. Simon tankte deshalb 100 Liter Wasserballast in die Flächen der Ls8, somit nähern sich die Gleiteigenschaften der beiden Flugzeuge einem ähnlichen Wert an.

Gelegentliche Regenschauer

Um 10:00 Uhr UTC schleppte uns Rabbi mit der Piper (D-EBYO) auf 500 Meter, wo wir ausklinkten und den ersten Bart unseres Fluges auskurbelten. Mit Steigwerten von bis zu 1,5 m/s arbeiten wir uns nach Bayreuth vor, wo uns in ca. 1300 m AGL der Einstieg in eine Wolkenstraße Richtung Weiden/Oberpfalz gelang. Da die Luftmasse von Osten zunehmend labil wurde und erste Schauer erkennbar waren, entschieden wir uns, die ED-R Hohenfels westlich zu umfliegen.

Als nächsten Wendepunkt legten wir nun Amberg ein, um anschließend auf die Fränkische Alb zu gelangen. Mit steigender Wolkenbasis wurden auch die Bärte immer besser und zuverlässiger. Dies ermöglichte uns schon bald mit einer Geschwindigkeit von mindestens 150 km/h vorzufliegen. Vorbei am Brombachsee flogen wir mit Rückenwind (ca. 25 km/h) auf dem Abschnitt bis Aalen-Heidenheim über eine Strecke von 170 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 117 km/h. „Das gibt Punkte im Speed-OLC!“

Am Brombachsee

In Aalen angekommen mussten wir feststellen, dass die Alb schlechter ging als gedacht. Um unseren guten Schnitt nicht zu verspielen, tendierten wir dazu, uns auf Kurs Richtung Giebelstadt zu begeben. Auch auf diesem Stück konnten wir viele Wolkenstraßen ausnutzen und schnell vorfliegen. Weil die Steigwerte nun etwas schlechter waren als auf dem letzten Schenkel (nur noch 1,7 m/s), ging der Schnitt auf 85 km/h zurück. Betrachtet man die Länge dieses Schenkels (etwa 100 km), ist diese Geschwindigkeit jedoch völlig vertretbar.

Der Bedeckungsgrad verringerte sich ab Giebelstadt, was zur Folge hatte, dass die Abstände zwischen den einzelnen Wolken größer wurden. Dennoch zogen die Aufwinde zuverlässig bis auf 2400 m MSL. Die geplante Strecke von 400 km würden wir so sicher schaffen. Kurzerhand legten wir fest, diesen Schenkel bis Hassfurt zu verlängern, das wären dann die 500 km, wenn wir es zum Hetzles zurückschaffen. Auch dies gelang uns problemlos und wir erreichten um 15:00 Uhr UTC Hassfurt in 1900m MSL.

Im Schnellflug der Basis entlang

Nun galt es einen sicheren und möglichst schnellen Endanflug auf den Hetzles zu planen. Im Osten Bayerns waren Überentwicklungen mit Schauern und Gewittern zu erkennen, die westwärts zogen und uns folglich entgegenkamen. Die verbleibende Strecke führte uns entlang der A70 über Bamberg zurück in die Heimat.

Nach der Landung

Neben der „500“ mit einem 93er Schnitt auf unserem Logger, stand nach der Landung etwa 15 Kilometer östlich unseres Flugplatzes eine Gewitterzelle, die uns vermutlich erwischt hätte, wenn wir den Endanflug langsamer durchgeführt hätten.
Insgesamt sind Simon und ich äußerst zufrieden mit diesem Flug. Für mich waren diese 500km die bisher weiteste Distanz, die ich im reinen Segelflug zurückgelegt habe. Auch der Gesamtschnitt von 93 km/h und der Speed-OLC-Schnitt von 104 km/h stellen für mich eine persönliche Bestleistung dar. Tage wie dieser Mittwoch machen Lust auf mehr und bestätigen meine Behauptung, dass es nicht vieles auf der Welt gibt, das besser ist als Segelfliegen!

Felix Schwab